Deutsche Meisterschaften „made in Bavaria“

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Was kann daher schöner sein, als den langgehegten Traum von einem Wildwasserrennsportfest im großen Stil, am besten gleich mit einer „Deutschen“, rauszuhauen, die es wildwassertechnisch „in sich“ hat, um alle abfahrtsporttreibenden Vereine am Jubiläum teilhaben zu lassen?

Gesagt, getan! Die Strecke war schnell gefunden. Die steirische Salza in Österreich ist seit Langem beliebtes Trainingsrevier der Bayern, sowohl für die Breitensportler als auch für die Wildwasserrennsportler. Die Salza gilt nicht nur als der schönste Wildfluss der Steiermark, auch vom Österreichische Kanuverband trägt dort regelmäßig Wettkämpfe in Slalom und Abfahrt aus. Die Wettkampftauglichkeit war also längst erwiesen, und so wurde unter Federführung von DKV und BKV die Ausrichtung der „Deutschen“ nebst ECA-Cup von der TG München konzipiert.

Anspruchsvolle Strecken

Die Langstrecke „Classic“ über rund 6 km verlief durch die Palfauer Schlucht und bot fast durchgehend anspruchsvolles Wildwasser II - III. Der Sprint führte durch die Slalomstrecke in Wildalpen mit der „berüchtigten“ Campingplatzwalze, die sich für die Rennboote insbesondere durch die nachfolgenden, gut drehenden Kehrwässer durchaus als Kriterium erwies.

Die Classicstrecke für die U14 -Klassen erstreckte sich rund 4 km lang über den leichteren Abschnitt von Brunn bis Wildalpen, gespickt mit vielen Stellen im Schwierigkeitsgrad I – II+, die alle geübt werden wollten und an denen man sich als Kind auch mal die Zähne dran ausbeißen konnte.

Die U14-Sprintstrecke beinhaltete die sogenannte „Heliwalze“ beim Campingplatz Wildalpen und endete kurz nach dem ersten Schwall in der Slalomstrecke. Sie bot somit ebenfalls zwei anspruchsvolle Passagen für die Kinder.

Sprintfinale mit Flutlicht

Obleute und Teilnehmende waren gleichermaßen begeistert. Als „sehr erfrischend“ wurde es befunden, dass die Salza die Möglichkeit bot, eine Deutsche Meisterschaft für alle Altersklassen durchgehend auf Wildwasser auszutragen, was nicht in jedem Jahr geboten wird.

Das Wetter spielte ebenfalls mit. Bis auf einen kompletten Regentag, der im Vorfeld vorübergehend den Wasserstand sprunghaft ansteigen ließ, konnte man mit den äußeren Bedingungen zufrieden sein. Zu den eigentlichen Rennen hatte sich die Salza auch wieder „normalisiert“. Mitreisende Verwandte und Schlachtenbummler konnten zudem die wunderbare Alpenlandschaft in der Region Gesäuse in der Steiermark genießen.

Eine Besonderheit in diesem Jahr war es, dass mit Rücksicht auf Tourismus und die Arbeitszeiten der einheimischen Raftingunternehmen vorranging morgens vor 10 Uhr und nachmittags erst nach 18 Uhr gepaddelt wurde. Das führte letztlich auch zu dem Highlight des mit Flutlicht illuminierten Sprintfinale am Abend, was wiederum eine willkommene Attraktion für Teilnehmende, Touristen und Schlachtenbummler an der gut zugänglichen Slalomstrecke inmitten der Gemeinde Wildalpen darstellte.

Bayerisches Podium

Erfolgsmeldungen gab es auch sportlicher Art. So war das komplette Podium im Sprint Finale LK K1 weiblich bayerische besetzt: Es siegte Sabine Füsser (Kanu Schwaben) vor den Rosenheimerinnen Lisa Köstle und Christina Massini.

Dazu gab es Sportler/innen, die sich gerne eine Klasse höher messen wollten: z. B. lehrte der noch nicht 18-jährige Philipp Bluhm (TG München) mit Platz 12 im Sprintfinale die Leistungsklasse das Fürchten. Und die Straubinger Rollstuhlfahrerin Leonie Robinson hielt als 12-Jährige in den Rennen der U14 gut mit ihren nicht behinderten Konkurrenten mit. Leonie kann krankheitsbedingt ihre Beine nicht einsetzen, so ist ihre Leistung umso höher einzuordnen. Die vom BKV im Vorfeld durchgeführten Lehrgänge mit dem Bayernkader waren also erfolgreich, denn so konnten im Jugend- und Schülerbereich einige Medaillen und gute Platzierungen errungen werden.

Luft nach oben

Die organisatorischen Aufgaben - vom Aufbau der Technik über die Zeitmessung bis hin zum Erstellen der extravaganten Ehrenpreise aus Salzasteinen mit Metallplaketten – wurden durchweg von Helfern aus den Reihen des ausrichtenden Vereins gestemmt.

Bei der Wasserrettung war der Ausrichter auf die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen angewiesen. Letzteres zu organisieren, erwies sich im Vorfeld als zäh. Schlussendlich hatte man aber die nötige Anzahl an kompetenten Bootfahrern und Wurfsackwerfern beisammen. Die Rennen verliefen weitestgehend reibungslos und unfallfrei, von unfreiwilligen Schwimmeinlagen einmal abgesehen. Bei höherem Wasserstand wäre eine umfangreichere Beteiligung an Rettungskräften aus den teilnehmenden Vereinen aus Sicht der Veranstalter nicht nur wünschenswert, sondern auch notwendig gewesen.

Das Rahmenprogramm wurde – im Vergleich zu früheren Deutschen Meisterschaften – bewusst sparsam gehalten, um mit dem begrenzten Helferpersonal des Ausrichtervereins auszukommen, aber nichtsdestotrotz hat es allen sehr gut gefallen.

Ein kleiner „Wermutstropfen“ war jedoch die Wettkampfbeteiligung. Mit rund 200 Personen gab es noch „Luft nach oben“, wobei die ECA-Cup-Teilnehmer aus verschiedenen europäischen Ländern schon mitgezählt wurden.

Chickenrace

Auffallend war die Tatsache, dass insbesondere die Beteiligung in den Nachwuchsklassen U14 sichtbar nachgelassen hat. Auch im Canadierbereich war – im Vergleich zu anderen Wettkampfsparten – eine Ausdünnung der Felder bemerkbar. So mussten beispielsweise verschiedene Klassen bei den Kindern sowie bei den Canadiern zusammengelegt werden, um eine Meisterschaft ausfahren zu können.

Um Jugendlichen und Quereinsteigern den Einstieg ins Wildwasser zu erleichtern, wurde auf der DM ein sogenanntes „Chickenrace“ ohne Meisterschaftswertung auf der Schülerstrecke durchgeführt. Ähnliche niederschwellige Angebote könnten vielleicht auch bei zukünftigen Veranstaltungen helfen, den Sport für den Nachwuchs attraktiver zu machen.

Es war eine gelungene Veranstaltung, bei der ein Verein gezeigt hat, dass man mit minimalem Aufwand und unter Berücksichtigung der örtlichen Interessengemeinschaften durchaus anspruchsvolle Wettkämpfe auf einem beliebten Wildfluss auf die Beine stellen kann.

Um eine „Neuauflage“ wurde von zufriedenen Teilnehmern bereits gebeten, ein „Nachbau“ durch andere Ausrichter sei durchaus zu empfehlen, so der Veranstaltungsleiter Jesko Klammer von der TG München.

Als gelungener Abschluss der DM wurde der Salza-Marathon wieder aktiviert, und so paddelten am Sonntag die komplette Mannschaft die TGM und weitere Teilnehmer aus Trier, Düsseldorf und Köln 35 km durch das wunderschöne Salza-Tal. Hier geht es zur Ergebnisliste (Salza-Marathon).

Text: Jana Herzog
Fotos: Christine Schleinkofer, Markus Schleinkofer, Andreas Reithmayer, Wolfgang Kennel

Auszug aus der Ergebnisliste (nur bayerische Sportler):

Sprint Finale LK K1 weiblich
1.            Sabine Füßer, KSA Augsburg
2.            Lisa Köstle, KKR Rosenheim
3.            Christina Massini, KKR Rosenheim

Sprint Finale LK K1 männlich
12.         Philipp Bluhm, TG München

Sprint Finale U 18 K1 männlich
6.            Philipp Bluhm, TG München
10.         Felix Kleiner, TG München

Sprint U16 K1 weiblich
2.            Fini Klein, TG München

Sprint U14 K1 männlich
3.            Hannes Schleinkofer, Straubinger KC
5.            Milan Herzog, AKV

Sprint Ü32 K1 männlich
2.            Thomas Hölscher, TG München

Sprint U60 K1 männlich
3.            Konrad Hollerieth, KK Rosenheim

Sprint K1 männl. U14 Team
3.            Hannes Schleinkofer, Linda Meyn, Leonie Robinson (U12), Straubinger KC

Sprint K1 männl. U16 Team
4.            Fini Klein, Leo Hierl, Tobias Nichtitz, TG München

Sprint K1 männl. U18 Team
6.            Felix Kleiner, Leo Hierl, Toni Nichtitz, TG München

Classic LK K1 weiblich
3.            Lisa Köstle, KKR Rosenheim
7.            Sabine Füsser, Kanu Schwaben Augsburg

Classic U18 K1 männlich
2.           Philipp Bluhm, TG München

Classic U14 K1 weiblich
4.            Leonie Robinson (U12), Straubinger KC
5.            Linda Meyn(U12), Straubinger KC

Classic U16 K1 männlich
6.            Tobias Nichtitz, TG München
8.            Leo Hierl, TG München

Classic U14 K1 männlich
4.            Elias Schleinkofer, Straubinger KC

Classic U12 K1 männlich
1.           Hannes Schleinkofer, Straubinger KC
5.           Milan Herzog, AKV

Classic Ü50 K1 männlich
4.            Jesko Klammer, TG München
5.            Stephan Kaddick, TG München

Classic Ü60 K1 männlich
1.            Wolfgang Kennel, TG München
5.            Mischa Kellner, TG München

Classic K1 männl. U18 Team
3.            Philipp Bluhm, Tobi Nichtitz, Leo Hierl, TG München

Classic K1 männl. U14 Team
5.            Hannes Schleinkofer, Linda Meyn, Leonie Robinson (U12), Straubinger KC

Hier geht es zur kompletten Ergebnisliste der DM Wildwasserrennsport.

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