Beeindruckt von Wasser, Farben, Insel …

In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rollstuhlsport-Verband (DRS) hatte der Lindauer Kanu-Club zum zweiten Mal zu einem inklusiven Paddelwochenende eingeladen.

Am Freitagabend trafen sich acht Paddler/-innen mit Handicap, darunter sieben Rollstuhlfahrer und acht erfahrene Paddler ohne Handicap auf dem Gelände des Vereins. Übernachtet wurde auf der Wiese in Zelten, im Wohnwagen, Wohnmobil oder einfach im Auto. Kajaks, Biertische und Grill gab es vom Verein, das Wetter von einem gut gelaunten Petrus, Essen vom Supermarkt, meisterlich gegrillt von Thomas und Brigitte. So konnte man unter mächtigen Linden das Leben einfach nur genießen.

Halb um die Insel

Gekommen waren die Teilnehmer aber in erster Linie zum Paddeln auf dem Bodensee. Dazu gesellten sich viele Helfer und Mitpaddler vom Verein. Am Samstagmorgen gab es Sturmwarnung, sodass der Plan, nach Wasserburg zu paddeln, kurzfristig geändert werden musste. Stattdessen fuhr die Gruppe im Windschatten im kleinen See, Richtung Lochau und halb um die Insel.

Danach hieß es abwarten, den Himmel und die Wetter-App beobachten. Nach ein paar Stunden zog das Gewitter tatsächlich vorbei, und ein Teil der Gruppe paddelte doch noch nach Wasserburg. Andere folgten der Einladung von Thomas zu einer Exkursion auf dem See mit seinem Motorboot und bekamen somit die Gelegenheit, die sehr schöne schweizer Seite des Bodensees, inklusive Rheindamm, kennenzulernen.

Ein kleiner Umweg

Am Sonntag hätte das Wetter nicht besser sein können. Eine große Gruppe von 16 Kajaks machte sich auf den Weg zur malerischen Halbinsel Wasserburg. Begeistert von der Weite und den Farben des Sees, paddelten sie vorbei an den Villen und Schlösschen von Bad Schachen, im Hintergrund ein Zeppelin und weiße Segelboote.

Angekommen in Wasserburg war es, dank des Rollstuhltransports, auch den Rollifahrern möglich, das Kajak zu verlassen, eine Toilette aufzusuchen, ein Eis zu kaufen oder sich ein wenig umzuschauen. Bevor es endgültig zum LKC zurückging, gab es noch einen kleinen Umweg um die Insel Lindau. Die Gäste waren von der romantischen Hafeneinfahrt und von der zum Teil mittelalterlichen Architektur Lindaus beeindruckt. Wieder zurück im Club, hieß es nach einer Stärkung mit Brotzeit, Kaffee und Kuchen wieder Abschied zu nehmen.

Alle Teilnehmer und Helfer waren sich einig: Es war ein tolles Wochenende, voll mit neuen Erfahrungen, wunderschöner Landschaft und schönen zwischenmenschlichen Erlebnissen. Alle Gäste mit Handicap, die aus ganz Deutschland angereist waren, freuen sich schon auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr in Lindau.

Vereine gesucht

Um den Kanusport regelmäßig ausüben zu können, wünschen sich diese Paddler auch in der Nähe ihres Heimatortes einen Kanuverein. Das Paddeln bietet echte Inklusion, denn im Kajak sieht keiner den Rollstuhl, und mit Erfahrung und Übung lernt man das Handicap mithilfe des Paddelns so zu kompensieren, dass man kaum noch Nachteile gegenüber Nichtbehinderten hat.

Man kann für eine Weile seine Behinderung vergessen und einfach nur die Schönheiten der Natur und die Baukunst der Menschen genießen. Wie für jeden Paddler bedeutet dieser Sport auch für Rollifahrer nicht nur ein Stück Freiheit vom Rollstuhl, sondern auch die Freiheit in der Natur und geteerte Straßen hinter sich zu lassen. Auf Flüssen und Seen kommt man in Landschaften, die man mit dem Rolli oder Auto nie erreichen würde. Und ganz nebenbei trainiert man auch noch Muskeln, Kreislauf und Atem­funktion.

Text: Irmgard Bruck, Organisatorin des Events, Mitglied beim LKC und Rollstuhlfahrerin
Fotos: Ludwig Zipf

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