FrankenCup – Fight um jeden Zentimeter

Aschaffenburg. Lautsprecherdurchsage: „Bahn 1: Einstweilige Vergnügung, Bahn 2: Paletten-Schubser, Bahn 3: Flying Gickels, Bahn 4: Wasserschaden“. Nein, der Sprecher meldet keinen Schaden. Wenn die Flying Gickels mit Hahnenkamm-Mützen und Trompetenfanfahren zum Start ziehen und der Steckster-Märchenwald mit den goldenen Perücken singt: „Wir ham die Haare schön“, dann sind wir beim Drachenboot FrankenCup in Aschaffenburg.

Bei der 14. Ausgabe der Veranstaltung unterhalb des Aschaffenburger Schlosses ließen sich die Paddler den Spaß an diesem Drachenboot-Event auch vom anfänglichen Regen nicht nehmen. 60 Teams waren am Samstag beim FrankenCup dabei. Und am Sonntag folgte der 11. Aschaffenburger Drachenboot-SchulCup mit 40 Teams. „Das Ordnungsamt stuft uns inzwischen als Großveranstaltung ein, mit allen damit verbunden Auflagen und organisatorischen Konsequenzen“, sagt Susanne Patzelt, die Vorsitzende des Aschaffenburger Kanu-Sport-Fördervereins (KSF). Der Verein und die Kanu-Abteilung des SSKC Poseidon 06 Aschaffenburg (SSKC) sind die gemeinsamen Ausrichter des Großevents.

Wer nun denkt, da wurde mehr gefeiert als gekämpft – weit gefehlt. Auf vier Bahnen ging es über die Sprintstrecken-Distanz von 200 Metern um jeden Zentimeter und jede hundertstel Sekunde. Häufig hörte man die im Zeitnehmer-Stand auf Höhe der Ziellinie sitzende Sprecherin sagen: „Die Boote waren im Ziel nahezu gleichauf. Da müssen wir erst das Einlaufvideo auswerten, um den Sieger und die weiteren Platzierungen des Laufs zu ermitteln.“

Gekämpft und gewertet wurde am Samstag in den fünf Leistungsklassen Fun Mix, Fun Open, Damen, Pink Paddler und Sport. Am Sonntag traten die Schüler und Schülerinnen in zwei Jahrgangstufen der 8. bis 9. Klasse sowie der 10. bis 13. Klasse gegeneinander an. Sonderpreise gab es an jedem Tag für die jeweils originellste Teambekleidung. Aschaffenburgs Oberbürgermeister Klaus Herzog ließ es sich nicht nehmen, die Pokale, Medaillen und Urkunden selbst zu verteilen.

Die nette Geste: Die Pokale gingen immer an das letzte Boot im Wettbewerb ‒ mit einer Ausnahme: den Aschaffenburger Schlossdrachen. Sie bekamen gleichzeitig den Pokal und die Goldmedaillen für die Sieger. Sie waren nämlich als einziges Boot im Pink Paddler-Wettbewerb gewertet worden. Die Schlossdrachen sind eine Drachenboot-Sportgruppe von Krebspatientinnen und -patienten (siehe kanu-kurier Nr. 3/2016, Seite 17/18). Da sie im Wettkampf schlecht gegen sich selbst antreten konnten, nahmen sie außer Konkurrenz am Damenwettbewerb teil, obwohl auch zwei Herren bei ihnen im Boot saßen. Und da siegten sie dann sogar im Endlauf, gegen Mannschaften, deren Altersdurchschnitt locker dreißig Jahre unter ihrem lag. Was zeigt, dass man im Drachenboot mit guter Technik und geschlossener Mannschaftsleistung auch über Altersgrenzen hinweg noch gut mithalten kann.

Die vollständigen Teilnehmer- und Ergebnislisten des Aschaffenburger Drachenboot-Großevents finden sich im Internet unter www.drachenboot-frankencup.de und www.drachenboot-schulcup.de.

Dort können sich auch ab Anfang kommenden Jahres die Mannschaften für die Teilnahme im Jahr 2017 anmelden. Wer noch nie dabei war, dem sei gesagt: Diese Mischung aus Sport und Spaß am Main vor der beeindruckenden Schlosskulisse ist immer wieder ein Erlebnis – für die Teilnehmer wie für die Zuschauer gleichermaßen.

Jürgen Schneider

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