Paracanoeing (oder Parakanu)

Christian Mathesist die olympische Disziplin Kanurennsport für Menschen mit Behinderung, also Leistungssport.

Wettbewerbe im Paracanoeing wurden erstmals 2009 in Dartmouth (Kanada) im Rahmen der Weltmeisterschaften im Kanurennsport ausgetragen. Seit der WM 2010 in Posen ist Paracanoeing offizieller Teil des Wettkampfprogramms.

Bei den Sommer-Paralympics 2016 in Rio de Janeiro wird Paracanoeing erstmals Teil der Paralympischen Spiele sein.

In Deutschland steht der Kanurennsport für Menschen mit Behinderung noch in den Kinderschuhen. Die Wettkämpfe finden in der Regel im Rahmen von regulären Regatten statt. Dabei werden Einerkajaks und Auslegerkanus (Va'as/V1) gefahren. Die offizielle Renndistanz beträgt 200m.

ParacanoeingIm September 2011 wurden in München die 1. Deutschen Meisterschaften im Paracanoeing ausgetragen - mit noch recht wenigen Teilnehmern. Dabei wurden zwei Deutsche Meistertitel vergeben: bei den Herren an Michael Schmidt und bei den Damen an Irmgard Bruck (beide WWC Gemünden a. Main). Bei den Deutschen Meisterschaften 2012 in Brandenburg wurden, zumindest bei den Herren, schon Titel in allen drei Behindertenklassen ausgefahren.

Im Juli 2013 fanden auf der Olympia-Regattastrecke in Oberschleißheim die ersten Süddeutschen Meisterschaften statt - über die 200 m- und die 500 m-Strecke.

Paracanoeing im BKV wird unterstützt vom BVS Bayern, von der Sportjugendstiftung der Bayerischen Sparkassen, von der Stiftung Soziales München, von der Peter-Dornier-Stiftung, der Käserei Champignon und der Regierung von Oberfranken.

2016 feierte die Sportart Para Kanu das Debüt bei den Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro. Allerdings waren für Frauen und Männer nur die Wettkämpfe der Bootsklasse Kajak (K) im paralympischen Programm. In Tokio 2020 ergänzen die Startklassen Vl2 und Vl3 der Männer und VI3 der Frauen des Outrigger Kanu das Wettkampfprogramm. Mit Anke Molkenthin nahm eine Sportlerin aus Bayern (Kanu-Regattaverein München) an den Paralympics in Rio teil.

Bootsklassen

Im Para Kanu gibt es zwei Bootsklassen:

  • Das Kajak (K), das mit einem Doppelpaddel vorwärts bewegt wird.
  • Das Outrigger Kanu, genannt Va´a (V). Das Boot besitzt einen zweiten „Pontoon“, genannt Ama, als Unterstützung. Es wird mit einem Stechpaddel vorwärts gebracht.

Startklassen

Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen gibt es in den beiden Bootsklassen drei Startklassen:

  • Kajak Level 1 (=Kl1) / Outrigger Kanu Level 1 (=Vl1): Athleten mit keiner oder einer sehr eingeschränkten Rumpffunktion und keiner Beinfunktion. Sie benötigen üblicherweise im Kajak einen speziellen Sitz mit einer hohen Rückenunterstützung.
  • Kl2 / Vl2: Athleten mit teilweiser Rumpf- und Beinfunktion, die aufrecht im Kajak sitzen können. Sie benötigen gegebenenfalls eine spezielle Rückenstütze und können die Beine höchstens eingeschränkt beim Paddeln einsetzen.
  • Kl3 / Vl3: Athleten mit voller Rumpffunktion und teilweiser Beinfunktion. Die Athleten können leicht vorwärts gebeugt sitzen und wenigstens ein Bein/eine Prothese voll beim Paddeln mit einsetzen.

Die Kooperation BKV - BVS

Vertragsunterzeichnung BKV / BVSGelebt wurde die Kooperation zwischen dem Bayerischen Kanu-Verband (BKV) und dem Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Bayern (BVS) schon vor der Unterzeichnung der Kooperation. Die zuständigen "Macher" beider Verbände, Christine Wilholm (BKV) und Abteilungsleiter Bruno Seidl (BVS), hatten sich gefunden und noch eine Reihe weiterer Spezialisten mit ins bayerische Team Parakanu geholt. Eigentlich ein reiner Glücksfall. Beide ergänzen sich, und niemand fragt danach, wer welchen Verband unterstützt. Es ist die perfekte Mischung, die den Kanu-Behindertensport insgesamt stärkt und ausbaut – und mit offenen Ausschreibungen (auch über den Deutschen Rollstuhl-Sportverband und den Deutschen Kanu-Verband) für eine deutschlandweite Entwicklung die Grundlagen legt.

Der Beschluss, dass der Kanu-Behindertensport (Paracanoeing) ab 2016 ins paralympische Programm aufgenommen wird, forcierte den Zusammenschluss auf dem Papier: Die Kooperation zwischen dem BKV und dem BVS wurde 2011 im Rahmen der 1. Deutschen Meisterschaften im Paracanoeing in Oberschleißheim öffentlich und feierlich besiegelt (siehe Foto).

Beide Verbände unterstützen sich gegenseitig, ist darin festgelegt. Sie wollen sowohl den Freizeit- und Breitensport auf- und ausbauen, aber auch den Leistungs- und Spitzensport fördern.

Ohne eine Mitgliedschaft im Bayerischen Kanu-Verband kann kein Sportler bei offiziellen Meisterschaften für Menschen mit Behinderung starten.