Anke Molkenthin gewinnt DM und paddelt bei den Paralympics

Mit großem Abstand hat Anke Molkenthin (Schleißheimer Paddelclub) die Deutschen Meisterschaften im Paracanoeing in der Klasse 2 der Damen gewonnen. Von Anfang zog sie ihrer Konkurrentin davon und fuhr ihr einsames Rennen wohl eher gegen die Uhr und um für sich selbst ihre bestmögliche Leistung abzurufen. Nur wenige Tage vor der DM kam die Nachricht, dass sie Deutschland bei den Paralympics in Rio vertreten darf – als einzige bayerische Teilnehmerin im Parakanu.

kanu-kurier: Erst einmal herzlichen Glückwünsch, liebe Anke! Du hast eine starke Leistung demonstriert! War der Sieg in einer Topzeit jetzt noch einmal eine Bestätigung für Dich, dass Du Dich für Rio auf einem guten Weg befindest?

Anke Molkenthin: Mit der abgerufenen Leistung bin ich sehr zufrieden, da ich gradewegs von der Ruder-UWV aus Ratzeburg nach Brandenburg gekommen bin, dort am Tag zuvor die Abschlussbelastung gerudert war und seit einer Woche nicht im Kajak saß. Die durch die Sperre der russischen Athleten bedingte Nachnominierung für Rio stand ja erst seit zwei Tagen fest und so war das Hauptaugenmerk natürlich in den letzten Tagen auf das Training mit dem nominierten Ruder-Vierer mit Steuermann gerichtet.

kanu-kurier: Der Kanurennsport für Menschen mit Handicap (Parakanu) feiert in Rio Premiere. Bedingt durch den Ausschluss der russischen Delegation wegen Staatsdopings wurdest Du für die Paralympics nachnominiert. Kam das für Dich überraschend?

Anke Molkenthin: Das Ganze war ein langwieriger Prozess mit ungewissem Ausgang. Vor einigen Wochen, noch vor den offiziellen Nominierungen für Rio in allen Sportarten, fand ein Telefonat mit Ressortleiter Ronny Waßmuth statt, der wissen wollte, wie denn meine Einstellung wäre für den Fall dass … Selbstverständlich würde ich einen eventuellen Nachrück-Quotenplatz für Deutschland wahrnehmen wollen!

Bei der paralympischen Premiere am Start zu sein, noch dazu in einer auch für mich noch neuen Sportart und im Alter von 54 Jahren im 200 m Sprint, das wäre schon etwas ganz Besonderes. Die Russen wurden gesperrt, haben innerhalb der Einspruchsfrist Einspruch eingelegt, das CAS hat erneut verhandelt und erst jetzt steht die endgültige Entscheidung über die Sperre der russischen Athleten fest. Grade noch rechtzeitig vor unserem Abflug nach Rio.

kanu-kurier: Du wirst bei den Paralympics auch im Rudern an den Start gehen und wärst dann wohl die erste Teilnehmerin, die in zwei sehr unterschiedlichen Sportarten im deutschen Team steht. Im Rudern hast Du bei den Paralympics 2012 bereits Silber im Vierer gewonnen. Wie siehst Du Deine Chancen jetzt in Rio in beiden Sportarten? Und lässt es sich so einfach von einer auf die andere umschalten?

Anke Molkenthin: Im Rudern streben wir diesmal einen guten Platz im Mittelfeld an. Alles andere ist unrealistisch. Das Team geht in anderer Besetzung an den Start als in London und die bisherigen gezeigten Leistungen lassen sich konkret einordnen. Ich selbst bin ja erst seit nach der WM in Duisburg kurzfristig mit eingestiegen, um das Team zu verstärken.

Mit Platz 11 im Kajak in Duisburg gab es zu der Zeit in der KL 2 keinen Quotenplatz für Deutschland und die Ruderer haben gleich danach angefragt. Die Rückkehr in die Ruderszene wird aber in jedem Fall am Finaltag in Rio beendet sein. Die bei einem Unfall abgebrochenen Dornfortsätze in HWS und BWS bereiten mir bei doppelseitigem Zug auf den Armen weiterhin große Probleme und für Bein und Arm ist das Paddeln auch besser.

kanu-kurier: Du kommst ja ursprünglich von der Langstrecke. Im Parakanu wird nur über 200 m gestartet. Ist das für Dich eine besondere Herausforderung? Du hast ja erst 2015 mit dem Kanusport begonnen …

Anke Molkenthin: Natürlich ist es eine große Herausforderung, und logischerweise ist aufgrund vieler Faktoren bei mir nur bedingt mit einer Topleistung zu rechnen. Aber eine altersentsprechende Topleistung für mich persönlich darf es schon werden .... In jedem Fall ist es aber auch interessant, den Körper noch einmal auf eine ganz andere Aufgabe „umzuprogrammieren“.

kanu-kurier: Inzwischen bist Du 54 Jahre. Wie siehst Du Deine sportliche Zukunft? Welche Ziele hast Du nach Rio?

Anke Molkenthin: Ich möchte in der kommenden Saison versuchen, noch ein Tickchen schneller zu werden. Wenn es reicht, noch einmal international starten zu dürfen, wäre das toll. Wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter, aber versuchen werde ich es in jedem Fall. Was danach kommt, vermag ich nicht zu sagen. Es gibt noch viele andere interessante Sachen auf der Welt, viel zu entdecken und viel zu erleben. In jedem Fall bin ich mir sicher, dass in meinem Leben der Begriff Langeweile keinen Platz hat.

kanu-kurier: Liebe Anke, wir drücken Dir für die Paralympics in Rio de Janeiro ganz fest die Daumen und wünschen Dir viel Erfolg – sowohl im Rudern, wie auch im Kanusport!

Redaktion kanu-kurier

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